„Dies war der Landwirtschaftsbetrieb unseres Vaters, den wir dann übernommen haben. Wir sind hier seit 1964, aber die landwirtschaftlichen Anfänge unserer Familie reichen viel weiter zurück. Früher erfolgte der Getreideanbau oft neben Schaftzucht und Weidewirtschaft. Unser Großvater und seine beiden Brüder besaßen die umliegenden Ländereien, und ein einziger Hirte trieb die Tiere aller drei zusammen und führte sie auf die Weide.“
Antonio und Clementino Gesualdi sprechen gerne über die Vergangenheit und die Tradition, haben es aber verstanden, mit der Zeit zu gehen und behutsame Neuerungen in die Wege zu leiten.
Beide Brüder haben ein Ingenieurstudium am Polytechnikum von Turin abgeschlossen, fühlten sich aber von der Landwirtschaft angezogen und konnten dieser Anziehung nicht widerstehen. „Sonst hätten unsere Eltern alles am nächsten Tag verkauft”, gestehen sie. „Schon während der Schulzeit war es immer dasselbe: Im Sommer kamen wir hierher, wann immer wir konnten. Alle Ferien haben wir hier verbracht, als Kinder wie als Studenten, daher liegen unsere Wurzeln seit jeher hier. Wir sind auf den Feldern aufgewachsen. Wir hatten zwei Pferde, jeder ein eigenes, und sind zum Einkaufen geritten, um die Einkäufe dann auf das Feld zu bringen.” „Mein Pferd hieß Stellina“, fügt Antonio hinzu „ein Schecke”. Es war die Zeit vor den Kettenfahrzeugen, als Maultiere und Pferde auf den Feldern weitverbreitet waren und noch zum Ziehen des Pflugs verwendet wurden.
„Früher wurde fast alles mit Handgeräten und der Hilfe von Verwandten und Freunden erledigt. Das war schön. Wir begannen Anfang August und waren am Monatsende oder auch erst später fertig. Dann kam der erste Mähdrescher mit Sackvorrichtung und alle nachfolgenden Neuerungen. Auch in der Grundschule gingen wir nach Schulschluss aufs Land. Ich habe Kartoffeln und Zwiebeln geschält, um meiner Mutter zu helfen. Ich habe noch die Schüssel, in der sie die nahrhaften Suppen zubereitete, in die sie so viele Eier hineingab, wie wir Kinder waren.“
Seit frühester Kindheit sind die beiden Brüder unzertrennlich: „Es gibt nur uns beide. Unsere Eltern leben nicht mehr und deshalb sind jetzt wir an der Reihe. Zwischen uns gab es seit unserer Kindheit immer eine große Verbundenheit. Wir haben zusammen studiert, sind nie getrennte Wege gegangen und haben auch die Aufgaben bei der Arbeit unter uns aufgeteilt. Alle Entscheidungen treffen wir in großem Einklang gemeinsam. Wir waren uns nie uneins, und jetzt, da wir beide weiße Haare haben, sind wir uns sicher, dass das auch so bleiben wird.“
Tradition und Innovation gehen in Antonios und Clementinos Augen eine harmonische Verbindung ein. Auch ihre Kinder haben studiert und fahren durch die Welt, haben aber ihre Wurzeln und ihre Verbindung mit dem Land nie verloren. Inmitten der alten Olivenbäume des Großvaters, die der Erinnerungen und der Tradition wegen und nicht aus wirtschaftlichen Gründen gepflegt werden, erzählen Antonio und Clementino eine Geschichte, in der Vergangenheit und Zukunft auf harmonische und respektvolle Weise miteinander vereint sind.